Große Aufregung bei konservativen Christen, dass jetzt sogar im ZDF erstmals ein queerer Gottesdienst aus einer katholischen Kirche übertragen wird. Bei der EKD hat man sich schon lange dran gewöhnt und erwartet im Grunde schon nichts anderes mehr, aber jetzt scheint mit Münster auch die letzte heterochristliche Bastion gefallen zu sein. Den Anfang, so glauben viele, habe der verstorbene Papst Franziskus mit seiner Fiducia supplicans, dem sogenannten „Homo-Segen“ gemacht. Wie naiv ist das?
Habt ihr, verehrte Gläubige, die Missbrauchsskandale der letzten Jahrzehnte vergessen? Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um Jungen, bei den Tätern fast ausschließlich um Männer, wenn auch Ordensschwestern, sogenannte Prügelnonnen, großen Anteil an den Misshandlungen von Heimkindern hatten. Betroffen sind beide Amtskirchen, auch wenn die Protestanten immer so tun, als gäbe es das nur bei den Katholiken und der Zölibat sei schuld daran. Das ist Unsinn. Wo unter dem Deckmantel angeblicher Nächstenliebe, Fürsorge und Heiligkeit für die Öffentlichkeit uneinsehbare Bereiche entstehen, blühen auch Missbrauchsstrukturen auf. Jüngstes Beispiel ist der Skandal um die SOS Kinderdörfer in Österreich. Man denke auch an die Odenwaldschule und die vielen „Vorfälle“ im Jugendsport. Die katholische Kirche als Träger vieler Einrichtungen bildet da keine Ausnahme, sondern einen der ältesten Regelfälle.
Und nun zur Frage, warum die Kirche jetzt auch offiziell „queer“ ist. Sie war es immer schon und hat es heute einfach nicht mehr nötig, den Schein zu wahren. Die Doppelmoral im Umgang mit Haushälterinnen und Priesterkindern hat dem Vatikan in langen Jahrhunderten eigentlich nie geschadet, sondern eher das Bild von „Priestern, die auch nur menschlich sind“ gezeichnet. Nun fällt diese Schranke auch für den homosexuellen Bereich, man kann vom institutionellen Missbrauch ablenken und Priestern das LGBTQ Label aufdrücken und empört zurückweisen, dass dies nicht automatisch „pädophil“ bedeutet und mit dem Diskrimierungsjoker den Schwarzen Peter an diejenigen zurückgeben, die solche Missstände aufklären.

