Zufall? Münchner Staatsanwaltschaft ließ Kinderschänder-Guru nach Portugal entkommen #Maddie #Peggy

Steckt wirklich ein Einzeltäter hinter der Entführung und Ermordung der beiden Mädchen?

Im Fall der vermissten Maddie prüft die Kripo mögliche Verbindungen zum Mordfall Peggy. Vielleicht sollten die Ermittler erst mal vor der eigenen Türe kehren. Denn was sich unter Leitung von Oberstaatsanwalt Potzel und Kriminaldirektor Wolfgang Geier (beide a.D.) an vermeintlichen Pannen angehäuft hat, könnte System haben. Noch immer ist der Mörder der kleinen Peggy nicht gefasst. Geiers „Ermittlungen“ führten zum Fehlurteil gegen den geistig behinderten Ulvi K., der wahre Mörder ist noch immer nicht gefasst.

Fahndungsfoto der vermissten Madeleine McCann

Hinweise auf eine Verschleppung der kleinen Peggy durch einen Pädophilenring gab es von Beginn an. Trotzdem konzentrierte sich die Arbeit von Geier auf den unschuldigen Ulvi. Geier stand auch der SOKO Bosporus vor, die jene „Döner-Morde“ aufklären sollte, die später als NSU-Affäre Justizgeschichte schrieben, aber keinesfalls aufgedeckt wurden.

Hinweise, dass das „NSU-Trio“ seinen Aufenthalt im Untergrund mit dem Handel oder der Herstellung von Kinderpornografie finanziert haben könnte, schafften es nicht in die weiteren Ermittlungen, erst recht nicht bis zur Beweisaufnahme im Gerichtsverfahren gegen Beate Zschäpe. Dabei war entsprechendes Material sichergestellt worden und etliche Personen im Umfeld des NSU, darunter einige der unter seltsamen Umständen verstorbenen Zeugen, hatten entsprechende Vorstrafen. Hat der Zufall hier mehr als zwanzig Mal zugeschlagen oder wurden die Spuren bewusst außer Acht gelassen?

Peggy K. / Foto: privat

Es gibt Leute, die sagen, dass es keine Zufälle gibt. Da wären zum Beispiel die Münchner Staatsanwaltschaft und ein Kinderschänderguru, der jahrelang im bayrischen Viechtach als Chef einer Esoteriksekte sein Unwesen trieb und hunderte Kinder missbraucht haben soll. Und wie der Zufall es will, konnte der Kinderschänder unbehelligt seinen Wohnsitz nach Portugal verlegen, obwohl den Behörden mindestens zwei Strafanzeigen gegen ihn vorlagen. Gegen Oliver Shanti, wie sich der Sektenführer mit dem bürgerlichen Namen Ulrich Schulz nannte, stellte die Münchner Staatsanwaltschaft am 10. Juli 1999 die Ermittlungen ein. Die Begründung lautete damals: „Der Beschuldigte hat sich zum Tatvorwurf nicht geäußert. Die von den Geschädigten geschilderten Taten lassen nicht zwingend den Schluss darauf zu, dass der Beschuldigte … Gewalt anwendete“. (Stern vom 09.07.2008). Doch es blieb nicht bei den Anzeigen der damaligen Opfer, die zur Tatzeit 13 (!) und 16 Jahre alt waren.

Hatte Oliver Shanti vielleicht Fans bei den Behörden, dass ein eindeutiger Fall von „sexuellem Missbrauch“ nicht weiter verfolgt wurde? Im Fall des damals Dreizehnjährigen lag wohl auch „ohne Gewalt“ eine Straftat vor. In der Schickeria und esoterischen Kreisen war Oliver Shanti in den Neunziger Jahren außerordentlich populär. Er soll beste Beziehungen in höchste Kreise gehabt haben und mit der von ihm produzierten Meditationsmusik Millionen verdient haben. Die Musiker sollen als Mitglieder seinen Sekte nicht an den Einnahmen beteiligt gewesen sein. Die Vorwürfe häuften sich und führten zu weiteren Strafanzeigen und da nicht alle Staatsdiener korrupt sind, wurde er ab 2002 zur Fahndung durch Interpol ausgeschrieben. Auch der bayrische Rundfunk berichtete über die vergeblichen Bemühungen, den Sektenguru zu fassen:

Die Münchner Zielfahndung sucht mit großem Aufwand – und seit drei Jahren erfolglos – nach einem in Hamburg geborenen Kinderschänder namens Ulrich Schulz. Ermittelt wird gegen den 150-Kilo-Mann wegen des Verdachts, so Anton Winkler von der Staatsanwaltschaft München I, „Kinder im Alter zwischen sieben und sechzehn mehrmals sexuell missbraucht zu haben“. An manchen Knaben soll sich Schulz über Jahre vergangen haben. Insgesamt über 1000 Fälle finden sich in den Akten der Kripo.  (BR 13.10.2005)

Shanti hatte seinen Sitz in der Kleinstadt Vila Nova de Cerveira im Norden Portugals, was den bayrischen Behörden seit den ersten Strafanzeigen bekannt war. Angeblich tauchte er dann 2002 unter, wurde aber offenbar von Helfern in den portugiesischen Behörden gedeckt. Erst 2008, als er dreist die deutsche Botschaft in Lissabon aufsuchte, um seinen Reisepass zu verlängern, ging er den Fahndern ins Netz und wurde 2009 nach Deutschland ausgeliefert. Vor Gericht legte er dann ein „Teilgeständnis“ ab und wurde zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Inzwischen dürfte sich Schulz längst wieder auf freien Fuß befinden und weiter Einnahmen aus der von ihm produzierten und nach wie vor beliebten Musik erzielen.

2007 ist die kleine Maddie verschwunden, nie hat man eine Schlagzeile darüber gefunden, dass einer von Deutschlands schlimmsten Kinderschändern, der sich zu dieser Zeit frei in Portugal bewegen konnte, möglicherweise etwas damit zu tun haben könnte. Warum? Weil Schulz angeblich homosexuell ist und „nur“ die Kinder seiner Anhänger missbraucht haben soll? Hat nicht einer der Ermittler wenigstens mal eine Minute lang in Erwägung gezogen, dass es sich vielleicht nicht „nur“ um eine Sekte handelt, sondern ein ganzes Netzwerk von Pädophilen? Hatte er wirklich so viel Geld, um alle zu bestechen oder waren andere Gegenleistungen, vielleicht auch schon während seiner Münchner Zeit im Spiel? Dass die heutige „SOKO Peggy“ dort mal genauer hinschaut und die Akten der Münchner Staatsanwaltschaft unter die Lupe nimmt, ist eher nicht zu erwarten.

Und wie seltsam mutet es an, dass der aktuell heiß gehandelte Tatverdächtige im Fall Maddie erneut ein Deutscher ist? Zufall? Er soll Maddie an einen Pädophilenring verkauft haben, vermutet ein Komplize.

Christian B. (43) könnte auch für eine mögliche weitere Entführung eines Kindes aus dem Kölner Raum als Täter infrage kommen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag-Ausgabe vom 05.06.2020) prüft die Polizei einen möglichen Zusammenhang zum Vermisstenfall René Hasee. Der sechsjährige Junge aus Elsdorf bei Bergheim war im Sommerurlaub an der portugiesischen Algarve 1996 am Strand verschwunden, als seine Mutter und ihr Lebensgefährte den Jungen für einen Moment aus den Augen gelassen hatten. Etwa 40 Kilometer entfernt verschwand elf Jahre später Maddie McCann aus dem Hotelzimmer ihrer Eltern in Praia da Luz. Renés Vater Andreas Hasee sagte der Zeitung, er hoffe, dass er nun womöglich bald Gewissheit über das Schicksal seines Sohnes erhalte. Dass er noch am Leben sein könnte, hält er für unwahrscheinlich.

Viele Zufälle, „Schlampereien“ auf allen Seiten, „Behördenversagen“, „Fahndungspannen“ und dann die plötzliche Wende, wie im Mordfall Peggy oder den „Dönermorden“, die zum „NSU-Terror“ wurden. Hat Christian B., wenn er der Mörder von Maddie, Peggy und dem sechsjährigen René sein sollte, wirklich alleine gehandelt? Kaum vorstellbar! Was ein Geständnis wert ist, so Christian B. es denn ablegt, erkennt man am Strafmaß, den Wahrheitsgehalt jedoch nicht. Auch wenn die Fälle nicht in direktem Zusammenhang stehen, das auffällige „Behördenversagen“ hat System. Dort würde man mehr als nur Einzeltäter auffinden, wenn man es denn wollte.


Erstveröffentlichung auf: O24