
Zweierlei Maß, wenn es um Todesdrohungen gegen Politiker geht. Gegen Rächz reicht es nicht für einen Skandal, eher wird noch Verständnis für die Täter aufgebracht. Die Drohemails eines angeblichen NSU 2.0 Netzwerks dominieren die Schlagzeilen und der Tagesspiegel schäumt, weil die Staatsanwaltschaft offenbar keine Handhabe gegen Attila Hildmann sieht, der am Wochenende erneut auf seiner Demonstration geäußert hat, er würde als Reichskanzler die „Todesstrafe durch öffentliches Eier-Treten“ an dem grünen Politiker Volker Beck vollstrecken lassen. Die Springerpresse ist natürlich mit von der Partie und hält den „rechten Koch“ für „total durchgeknallt?“ .
Wie konnte es aber überhaupt so weit kommen? Das Geschrei kommt jedenfalls Jahrzehnte zu spät und aus der falschen Ecke. „Politiker“, die ernsthaft fordern oder forderten, Sex mit Kindern zu legalisieren und andere absurde Dinge, kann man doch nicht ernsthaft als Repräsentanten ins Parlament lassen. Ich rede nicht von Justiz, Selbstjustiz und Bestrafung, sondern gesellschaftlicher Ächtung.
Volker Beck entschuldigte sich sogar: Einmal für seine „Drogengeschichte“ und dann für seinen „Pädophilietext.“ Am 30. April diesen Jahres unterlag er gegen den Spiegel (Az. I ZR 228/15). Doch zu Kindern und Tieren hat er nach wie vor eine ganz spezielle Meinung. 2012 war er eine der lautesten Stimmen, die gegen das Beschneidungsverbot protestierten, das wenig später wieder gekippt wurde. Das war ein gewaltiger Tritt in die Eier, den Beck übrigens nicht alleine vollzogen hat. Mit ihm stimmten insgesamt 434 Mitglieder des Parlaments für den Gesetzentwurf der „Bundesregierung“. Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Weg mit den Beschneidern der Grundrechte, aber allen! Sie haben keinen Platz an der Spitze, in der Mitte, auch nicht am Rand, sondern ganz unten verdient, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können.
Erstveröffentlichung auf: O24