
Manchmal hat auch ein Linker wie Oskar Lafontaine ein bißchen recht. Zum geplanten Truppenabzug durch Donald Trump schrieb er im Dezember auf den Nachdenkseiten: Die Bundesregierung spricht von einem Eingriff in die Souveränität. Welch ein Irrtum. Souverän waren wir nie. Seit dem Zweiten Weltkrieg bestimmen die Amis bei uns über Krieg und Frieden.
Und dann noch etwas weiter im Text: Die Militärbasen der USA in Deutschland schützen uns nicht, sondern sie gefährden uns. Auch da hat er wieder recht. Wenn es rumst, dann bei uns. Dummerweise haben wir aber keine eigene Armee, die diesen Namen verdient hätte. Und den unsäglichen Verriss auf Tichys Einblick hat das Oskarchen nicht verdient. Die Einschätzung des dortigen Autors ist schlichtweg ideologiegetrieben und klingt ganz nach Springerpresse inklusive Reichsbürgerkeule.
Nun ist jedenfalls der Ernstfall eingetreten, Donald Trump will Dollars sehen, doch er bekommt sie nicht, also ist Abmarsch angesagt. Er betrachtet die Angelegenheit von der geschäftlichen Seite und löst ein gegebenes Wahlversprechen ein. Wäre er ein Mafiaboss, kämen ein paar Tage später seine Schläger vorbei, um ein wenig Mobiliar zu zertrümmern. Den Job übernehmen vielleicht andere. China hat bereits die Fühler nach dem Iran ausgestreckt. 400 Milliarden Dollar sollen im Rahmen militärischer und wirtschaftlicher Kooperation an das Mullah-Regime fließen. Israel ist besorgt, doch der Deal zwischen den Diktaturen steigt erst nach den Präsidentschaftswahlen in den USA. Falls Trump erneut die Wahl gewinnt, wird er alle Register ziehen und das Desaster der Nahost-Politik als seinen Erfolg hinstellen und nicht zu Unrecht seinen Vorgängern im Amt anlasten. Trump hatte stets betont, dass die USA unter seiner Führung Abstand von der Rolle als Weltpolizist nehmen und sich auf ihre eigene Stärke besinnen würden.
Europa, pardon, die EU ist abgemeldet und wird auf absehbare Zeit keine eigene Streitmacht auf die Beine stellen. Das Geschwätz von Ursula von der Leyen ist genauso substanzlos, wie Altmaiers Versprechen, dass kein Job durch Corona verloren ginge. Deutschland steht schutzlos da, wenn es doch zu etwas mehr als nur zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommen sollte. The Donald hat für den Fall seine Jungs schon mal aus der Schusslinie genommen, vielleicht erweist sich dieser Schachzug später noch als Glücksfall für die USA. Krieg muss ja nicht immer nur in Nahost ausgetragen werden.
Erstveröffentlichung auf: O24